Neuroradiologie

Der Schwerpunkt Neuroradiologie beinhaltet die Diagnostik und minimalinvasive Therapie bei Erkrankungen des zentralen und peripheren Nervensystems. In enger Kooperation und in täglichen interdisziplinären Konferenzen werden die Behandlungsmöglichkeiten mit den Kliniken der Neurochirurgie, der Neurologie und Gefäßchirurgie abgestimmt.
Durch die rund um die Uhr an 7 Tagen die Woche zu Verfügung stehende Computertomographie (Phillips Brilliance 64 Zeiler) ist die sofortige Diagnosestellung bei einem Schwerstverletzten über das Ausmaß der Kopf- oder Rückenverletzung möglich.
Bei einem Verdacht auf einen Schlaganfall ist eine CT Untersuchung schnellstmöglich erforderlich. Nach Kontrastmittelgabe über die Armvene erreicht man zusätzlich eine detaillierte Abbildung der Hirngefäße bis hin zur plastischen Darstellung in einem 3D Bild. In Perfusionsuntersuchungen werden Durchblutungsstörungen sichtbar, bevor sie zu einer Gehirnschädigung geführt haben.
Zwei hochleistungsfähige Magnetresonanztomographen (Avanto 1,5 T, Essenza 1,5 T, Siemens) ermöglichen die detailgetreue Abbildung des Gehirns und der Wirbelsäule um z.B. entzündliche Erkrankungen, Tumorerkrankungen, Störungen der Hirnwasserzirkulation, Gefäßveränderungen oder auch degenerative Erkrankungen wie Bandscheibenvorfälle oder Spinalkanalstenosen darzustellen. Mit der Spektroskopie werden Stoffwechselprozesse sichtbar; sie ergänzt eine möglichst genaue Beschreibung einer Erkrankung für eine optimale Behandlung. Eingeführt wird gerade die DTI (difussion tensor imaging) in der Bahnen neuronaler Akivität sichtbar gemacht werden können und Rückschlüsse auf den Verlauf großer Nervenfaserbündel gezogen werden können. In den Gefäßdarstellungen können Aussagen über Engstellen oder Fehlbildungen getroffen werden ohne Strahlenbelastung des Patienten.
Bei Kontraindikationen für die Kernspintomographie (z.B. Herzschrittmacher oder Metallimplantate) oder bei diskrepanten oder unsicheren Befunden erweist sich die Myelographie als weiterführende Diagnosemöglichkeit. Nach lokaler Betäubung wird ein Kontrastmittel in den Spinalkanal gespritzt. Die anschließenden Röntgenaufnahmen zeigen sehr detailreich Bedrängungen von Nervenwurzeln durch einen Bandscheibenvorfall oder eine knöcherne Einengung. Eine nach der Kontrastmittelgabe durchgeführte Computertomographische Untersuchung vervollständigt die Diagnose. Daneben wird regelmäßig das Rückenmarkswasser laborchemisch untersucht. In Funktionsaufnahmen werden Funktionsstörungen wie z.B. ein Wirbelgleiten sichtbar.
Nach einer örtlichen Betäubung in der Leiste werden über die Leistengefäße sehr dünne Katheter bis in die Hals- oder Hirngefäße vorgeschoben. Durch die fehlenden Nervenrezeptoren an der Gefäßinnenwand ist das Vorschieben des Katheters schmerzfrei. Nach Kontrastmittelgabe werden die Hirngefäße oder auch Rückenmarks-versorgende Blutgefäße dargestellt und Fehlbildungen (z.B. Gefäßwandschwächen) können behandelt werden. Die Angiographie zeigt die Kontrastierung der untersuchten Gefäße mit dem Blutfluss und bietet so Informationen über die Hämodynamik. Im Rahmen einer Angiographie können Eingriffe am Gefäß vorgenommen werden. Verengte Gefäße können aufgedehnt (s.u. Verengung von Halsschlagadern), Blutgerinnsel aufgelöst und Aneurysmata (Gefäßwandschwächen) ausgeschaltet werden.
Diese Untersuchung wird für stationäre Patienten, aber auch als ambulante Untersuchung angeboten. Ambulante Patienten werden vier Stunden nach der Angiographie im Krankenhaus überwacht.
Arteriosklerose (umgangssprachlich Arterienverkalkung) ist die Hauptursache einer Verengung (Stenose) der Halsschlagader. Die Strömung des Blutes wird an diesen Engstellen langsamer, Blutgerinnsel können sich an diesen Engstellen ablagern und die Verengung vorantreiben. Wenn sie sich lösen kann es zu einem Verschluss einer Hirnschlagader kommen. Hieraus kann eine vorübergehende Sprachstörung, Lähmung oder Gefühlsstörung entstehen oder auch ein großer Schlaganfall mit dauerhafter Beeinträchtigung.
In enger Kooperation mit der Gefäßchirurgischen und Neurologischen Klinik wird die Indikation für eine Stenteinlage gestellt. Nach örtlicher Betäubung in der Leiste wird über die Leistenarterie ein Metallgitter (Stent) in die Engstelle gelegt und anschließend mit einem Ballon aufgeweitet.
Neben der Thrombolyse steht mit der mechanischen Thrombusextraktion im Notfall eine Möglichkeit zur Verfügung, ein Blutgerinnsel direkt aus den Hirngefäßen zu entfernen. Dieser Eingriff wird in Narkose durchgeführt. Über einen kleinen Schnitt in der Leiste wird im Rahmen einer Angiographie mit sehr feinen Kathetern und einem Metallgitter das Blutgerinnsel entfernt, um eine große Durchblutungsstörung zu vermeiden. Ein Blutgerinnsel in einer Haupschlagader des Kopfes kann nicht nur einen schweren Schlaganfall auslösen, sondern zum Koma oder zum Tod führen.
Solche Eingriffe erfolgen in enger Zusammenarbeit mit den Kollegen der Neurologischen Klinik, die die Patienten auf der zertifizierten „Stroke Unit“ (Schlaganfall-Spezialstation) betreuen.
Ein Angiom (auch Blutschwamm genannt) ist eine entwicklungsbedingte Gefäßfehlbildung. Sie sind Kurzschlüsse zwischen Arterien und Venen und stellen sich in der Angiographie als Gefäßknäuel dar. Diese können zu Hirnblutungen führen. Die Versorgung dieser Erkrankung wird in Narkose im Rahmen einer Angiographie durchgeführt. Über feine Katheter wird ein Gewebekleber (Embolisat) in das Netzwerk der kranken Gefäße gespritzt, um ein Verschluss des Angioms zu erreichen.
Ein Aneurysma ist eine blutgefüllte Aussackung an einer Gehirnschlagader. Kommt es zu einem Einriss des Aneurysmas kann eine lebensbedrohliche Hirnblutung auftreten. Man geht davon aus, dass 1/3 der Patienten an der Hirnblutung sterben, 1/3 muss mit neurologischen Ausfällen wie vollständiger Lähmung/Halbseitenlähmung, Sprachverlust oder anderen Hirnschäden rechnen.
Eine Diagnose eines Aneurysmas versetzt die Betroffenen und Angehörigen häufig in Angst. Nach ausführlicher und persönlicher Beratung ist neben einer Operation durch die Neurochirurgischen Kollegen auch die Versorgung dieser Fehlbildungen über ein „Austamponieren“ mit weichen Platinspiralen (sog. Coils) über Katheter möglich, die über Leistengefäße eingebracht werden.
Bei unklaren Prozessen der Wirbelsäule (z.B. Tumorerkrankungen oder Entzündungen) kann in lokaler Betäubung eine Probe aus dem Knochen, der Bandscheibe oder angrenzenden Muskulatur entnommen werden. Die gewünschte Höhe wird mittels Computertomographie eingestellt und abgebildet. Anhand dieser Bilder plant der Arzt den Eintrittswinkel der Biopsienadel millimetergenau. Bei Entzündungen der Bandscheibe (sog. Spondylodiszitis) oder bei Abszessen in der Muskulatur ist im Anschluss eine sehr gezielte Behandlung mit Antibiotika möglich.
Die CT gestützte Infiltration stellt eine Behandlungsoption zur Durchbrechung eines Schmerzkreislaufes dar, dient aber auch als Diagnostik. Dabei werden unter computertomographischer Kontrolle Medikamente mit feinsten Infiltrationsnadeln milimetergenau an den gewünschten Behandlungsort injiziert. Eine Behandlung wird in örtlicher Betäubung durchgeführt. Anschließend werden ein Cortisonpräparat und ein Lokalanästhetikum gespritzt. Tritt aufgrund der Infiltration keine Wirkung ein, kann vermutet werden, dass das behandelte Gelenk nicht die Schmerzen verursacht (diagnostischer Aspekt).
Das Iliosakralgelenk (ISG) ist ein durch straffe Bänder fest stabilisierendes Gelenk zwischen Wirbelsäule und Darmbeinschaufeln. Nach lokaler Betäubung wird die Nadel in wenigen Schritten vorgeschoben, bis sie millimetergenau im ISG liegt.
Die Facettenblockade stellt ein minimal-invasives Therapieverfahren bei diffusen, bewegungsabhängigen nicht-radikulären (in das Bein ausstrahlende) Rückenschmerzen dar. Diese Beschwerden sind auf Verschleißerscheinungen an den kleinen Wirbelgelenken, aber auch auf Fehlhaltungen der Wirbelsäule zurückzuführen.
Die periradikuläre Therapie ist eine häufig durchgeführte Schmerztherapie bei ausstrahlenden (radikulären) Schmerzen und nachgewiesenen Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule. Nach örtlicher Betäubung werden Medikamente lokal unter computertomografischer Kontrolle um eine Nervenwurzel (Radix) gespritzt. Die PRT stellt eine therapeutische Maßnahme zur Schmerzausschaltung dar. Sie kann auch (gleichzeitig) diagnostisch genutzt werden, um z.B. bei untypischen Verhältnissen und Pathologien in mehreren Höhen die betroffene Nervenwurzel festzustellen, um dem Operateur gegebenenfalls die Festlegung des Operationsgebietes zu erlauben.