Verengung der Halsschlagader

Was ist eine Verengung der Halsschlagader (Carotisstenose)?

Die Verengung der Halsschlagader (A. carotis) stellt eine besondere Form der arteriellen Verschlusskrankheit dar. Die Folgen der Mangeldurchblutung des nachgeschalteten und zu versorgenden Organs, dem Gehirn, können fatal sein. Hierbei besteht das Risiko nicht nur darin, dass über die Engstelle zu wenig Blut zum Gehirn fließen kann, sondern auch darin, dass sich aus der durch Ablagerungen zerklüfteten Engstelle Blutgerinnsel lösen und Hirngefäße verstopfen können (Embolie). Aus beiden Ursachen kann ein Schlaganfall resultieren, der ein unterschiedliches Ausmaß haben kann.

Welche Symptome kann eine Carotisstenose machen?

Eine symptomatische Halsschlagaderverengung kann sich in einer sog. „transitorisch ischaemischen Attacke“ (TIA) äußern, hierbei kommt es zu einer kurzfristigen  Ausfallssymptomatik, z.B. einer halbseitigen Lähmung, oder aber auch nur in einer Sekunden dauernden Gefühlsstörung. Auch ein bereits erfolgter Schlaganfall (Apoplex) kann die Folge einer Carotisstenose sein. Es besteht also je nach Ausprägung ggf. ein hochriskanter Zustand für einen Patienten mit einer Carotisstenose. Sollte der Verdacht auf einen Schlaganfall, egal welcher Ursache, bestehen, so darf keine Zeit verloren werden und es ist die schnellstmögliche Vorstellung in einer Schlaganfall-Spezial-Einheit (Stroke Unit), wie sie auch auf hohem Niveau in der DIAKO besteht, notwendig.

Der größere Anteil der Halsschlagaderverengungen hat jedoch noch nicht zu Symptomen geführt (asymptomatische Carotisstenose). Hier führt meist die in der Routine durchgeführte unbelastende Ultraschall-Untersuchung zur Diagnose.

Wann sollte eine Carotisstenose behandelt werden?

Da das Ausmaß der Einengung (Stenosegrad) von sehr hoher Bedeutung für die weitere streng nach medizinischen Leitlinien zu stellende Therapieempfehlung ist, muss diese Berechnung im Ultraschall mit ganz besonderer Sorgfalt und Erfahrung durchgeführt werden. Im Gefäßzentrum der DIAKO wird diese Untersuchung durch ein speziell ausgebildetes Team im Neuro-vaskulären Labor der Klinik für Neurologie durchgeführt. Da verschiedene Berechnungsregeln existieren können bei abweichenden Voruntersuchungen Verwirrungen entstehen. Ferner ist der zur Therapieentscheidung erforderliche Grad der Einengung bei Stenosen, die bereits zu Beschwerden geführt haben, im Vergleich mit asymptomatischen Stenosen unterschiedlich. Hier ist die fundierte Beratung in einem mit der Therapie der Carotisstenose besonders erfahrenen Gefäßzentrum hilfreich, um anhand sicherer Messungen und wissenschaftlicher Studienempfehlungen sowie medizinischer Leitlinien die individuell optimale Behandlung verständlich zu besprechen. Bei hohem Stenosegrad kann auch ohne bisherige Symptome die Therapie zur Abwendung eines möglichen Schlaganfalls gerechtfertigt sein. Kliniken, die diese Therapie durchführen, müssen eine besonders geringe Komplikationsrate vorweisen. Umfangreiche Qualitätssicherungsverfahren stellen diese Voraussetzungen in der DIAKO sicher. Der Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, Herr Dr. K.P. Walluscheck, war als zertifizierter Operateur an den beiden großen deutschen Studien (SPACE-Studie 1 und 2) zum Vergleich von Carotis-OP und Carotis-Stent beteiligt. Als Vorsitzender des „Fachausschußes Gefäßchirurgie” der Ärtzekammer SH und Mitglied der „Bundesfachgruppe Gefäßchirurgie” des vom Bundesministerium beauftragten IQTIG-Instituts liegt ein besonderer Schwerpunkt in seiner Tätigkeit in der Optimierung der Qualität der Behandlung der Carotisstenose.

Welches Therapieverfahren (OP/Stent/Medikamentöse Therapie) sollte eingesetzt werden?

Die Therapie der Carotisstenose erfolgt heute entweder operativ durch eine Ausschälung der Ablagerungen aus der Schlagader (Carotis-OP) oder mittels Kathetertechnik durch Einbringen einer Gefäßstütze (Carotis-Stent).

Beiden Verfahren gemein ist, dass es durch das therapeutische Verfahren in geringem Prozentsatz zu einer neurologischen Symptomatik bis hin zum Schlaganfall kommen kann. Daher ist es sehr wichtig, dass die Carotisstenose durch erfahrene Gefäßchirurgen operiert wird bzw. eine Stentimplantation nur durch einen mit dieser Methode vertrauten Katheter-Spezialisten erfolgt. Da die DIAKO über die Besonderheit einer Fachabteilung für Neuro-Radiologie verfügt, wird die Stent-Therapie der Carotisstenose durch diese Fachärzte durchgeführt, deren Spezialgebiet die Behandlung der das Gehirn versorgenden Gefäße ist. Im Rahmen der Carotis-Operation durch die Fachärzte für Gefäßchirurgie kommen regelhaft eingesetzte Sicherheitsverfahren zum Einsatz, die die Risiken so weit irgend möglich minimieren und lange nicht in allen Kliniken zum Standard gehören. Es erfolgt z.B. eine Überwachung der Hirnfunktion durch Ableitung von Hirnströmen (evozierte Potentiale / SSEP). Im Falle von Veränderungen ist die sofortige Optimierung der Hirndurchblutung durch die Einlage eines vorübergehenden Bypass (Shunt) unter der laufenden OP möglich. Ferner wird zur Überwachung die Sauerstoffsättigung des Gehirns fortlaufend gemessen. Jede Operation schließt mit einer intraoperativen Gefäßdarstellung (Angiografie) ab und gibt so den sofortigen Nachweis über eine vollständige Beseitigung der Einengung.

In der DIAKO werden beide Verfahren, OP und Stent,  mit vergleichsweise hohen jährlichen Fallzahlen angeboten. Die endgültige Empfehlung zum einen oder anderen Verfahren erfolgt im Rahmen einer täglichen interdisziplinären Konferenz zwischen Gefäßchirurgen, Neuro-Radiologen und Neurologen. Eine individuelle auf den jeweiligen Patienten zugeschnittene Therapie nach modernsten Leitlinien wird hierdurch garantiert.

Wie wird eine Carotis-Operation durchgeführt?

Die Operation findet in unserem Zentrum in Vollnarkose statt. Wir geben diesem Narkose-Verfahren gegenüber auch durchführbaren regionalen Betäubungsverfahren, bei denen der Patient wach ist, den Vorzug, da wir hiermit in Kombination mit den oben genannten umfangreichen intraoperativen Überwachungsverfahren auf sehr geringe Komplikationsraten verweisen können. Diese liegen deutlich unter den gesetzlich geforderten Raten. In Vollnarkose nimmt der Patient die Operation am seitlichen Hals in keiner Form wahr, so dass diesbezügliche Belastungen vermieden werden können. Bei der Operation wird die Halsschlagader über einen kleinen Schnitt am Hals freigelegt und anschließend die Engstelle ausgeschält. Je nach Befund wird ein kleiner Flicken (TEA / Patchplastik) eingenäht oder die Halsschlagader durch Ausstülpen (EEA / Eversionstechnik) von ihrer Ablagerung befreit. Während der Operation wird die Gehirndurchblutung über bestimmte Messungen (Neuro-Monitoring durch SSEP und cerebrale O2-Sättigung) kontinuierlich kontrolliert, um Durchblutungsstörungen rechtzeitig zu erkennen und auf diese zu reagieren. Die intraoperative Ergebniskontrolle durch Angiografie mit modernster Röntgentechnik ist in unserem Zentrum Standard. Auf die Schlagworte „Überwachung und Sicherheit" legen wir besonderen Wert. Nach der Carotis-Operation werden alle Patienten unter besonderer Blutdrucküberwachung und kontinuierlicher Messung der Sauerstoffsättigung des Gehirns überwacht. Ein weiterer hoher Sicherheitsstandard zur Vermeidung von Komplikationen, die durch zu hohe Blutdruckwerte in dem wieder besser durchbluteten Hirngewebe auftreten können. Den Eingriff über einen kleinen Schnitt am Hals empfinden die Patienten in der Regel als wenig beeinträchtigend. Die Mobilität ist bereits am Tage nach der Operation wieder möglich. Insgesamt handelt es sich um einen unkomplizierten in hohen Fallzahlen durchgeführten Eingriff, der Patienten vor den schlimmen Folgen eines Schlaganfalles bewahren kann. Der stationäre Aufenthalt beträgt nur wenige Tage. In der Regel werden unsere Patienten am 4. Tag nach der OP nach Hause entlassen.

Wie ist das weitere Vorgehen nach der Operation?

Nach erfolgter Operation sind auf Station keine weiteren spezifischen  Maßnahmen mehr notwendig. Der Faden der Wunde löst sich selbst auf und muss nicht entfernt werden. Auf eine gute Blutdruckeinstellung legen wir in der frühen Phase besonderen Wert. Sofern nicht aus anderen Gründen andere Medikamente notwendig sind erfordert die Carotis-Operation nur die lebenslange Einnahme von ASS (Aspirin 100 mg Tablette) zur geringen Gerinnungshemmung. Aktuelle Studienergebnisse empfehlen ferner die Einnahme eines Fettsenkers (Statin), da diese Medikamente neben ihrem Effekt auf den Fettstoffwechsel eine Stabilisierung von Gefäßablagerungen gezeigt haben. Nach einer kurzen Rekonvaleszenz können die Patienten ihren Tagesablauf ohne Einschränkungen fortsetzen. Eine Verlaufskontrolle der Halsschlagadern sollte in zunächst jährlichen Abständen mittels Ultraschall (Duplex) erfolgen.

Eine Operation ist nur ein Teil der Therapie! Grundsätzlich sind alle anderen Erkrankungen und Risikofaktoren für Arterienverkalkung (Rauchen, Bluthochdruck, Diabetes, erhöhte Blutfette und erhöhtes Körpergewicht) einzustellen bzw. medikamentös zu behandeln. All dies erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt.

Was ist ein Schlaganfall?

Ein Schlaganfall ist die Folge einer plötzlichen Durchblutungsstörung des Gehirns. Hierbei kommt es zu einer dauerhaften Schädigung des auf Sauerstoffmangel sehr empfindlich reagierenden Gehirngewebes.

Ein Schlaganfall kann verursacht werden durch

  • eine plötzliche Mangeldurchblutung des Gehirns bedingt durch den Verschluss eines Gefäßes (Thrombose, Embolie). Dies wird als Hirninfarkt bezeichnet und betrifft 80% aller Schlaganfälle.
  • eine Blutung in das Gehirngewebe bedingt durch das Platzen eines Blutgefäßes. Ursache hierfür ist ein stark erhöhter Blutdruck oder auch eine angeborene Gefäßmissbildung (Aneurysma). Dies wird als Hirnblutung bezeichnet und ist in ca. 15 - 20% die Ursache eines Schlaganfalles.

Ungefähr 200.000 Bundesbürger erleiden jährlich einen Schlaganfall. In Deutschland leben mehr als eine Million Patienten, die unter körperlichen oder geistigen Behinderungen als Folge eines Schlaganfalles leiden.