Vielfältige Symptome – vielfältige Behandlungsmöglichkeiten
Myome sind gutartige Muskelknoten der Gebärmutter. Sie sind die am häufigsten vorkommenden gutartigen Tumore des weiblichen Beckens. 30-50% der Myome verursachen keine Beschwerden und müssen daher auch nicht behandelt werden, es sei denn, sie wachsen sehr schnell.
Typische Symptome können sein: Blutungsstörungen, Schmerzen während und außerhalb der Regelblutung, Druckbeschwerden, Fehl- oder Frühgeburten oder Schwierigkeiten, schwanger zu werden. All diese Symptome beeinflussen die Lebensqualität der betroffenen Patientinnen in erheblichem Maße.
Abhängig von der individuellen Lebenssituation einer Patientin, ihren Wünschen, der Familienplanung und dem Ausmaß der Erkrankung kommen verschiedene Behandlungsmethoden in Frage. Es gibt die medikamentöse Therapie, die Sie normalerweise mit Ihrer niedergelassenen Frauenärztin/Ihrem Frauenarzt zusammen durchführen, verschiedene operative Möglichkeiten und die Myomembolisation, die hier im Hause in Kooperation mit dem Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie erfolgt.
Welche Therapie für Sie die Beste ist, erarbeiten wir zusammen mit Ihnen in der Myomsprechstunde. Um einen Termin zu vereinbaren, klicken Sie bitte hier.
Was geschieht in der Myomsprechstunde?
Zuerst werden wir über Ihre Vorgeschichte sprechen. Es ist daher wünschenswert, wenn Sie die entsprechenden Daten parat haben. Dies betrifft wesentliche Erkrankungen in Ihrer Familie sowie Erkrankungen und Operationen bei Ihnen. Außerdem sollten Sie uns über gynäkologische Erkrankungen, Operationen und Ihren Regelzyklus informieren.
Anschließend wird eine Untersuchung durchgeführt, wie Sie es von Ihren Vorsorgeuntersuchungen kennen. Neben der Tastuntersuchung erfolgt auch eine Ultraschalluntersuchung des Beckens von der Scheide bzw. der Bauchdecke aus.
Danach werden diese Befunde erklärt und in Abhängigkeit von diesen und Ihrer Lebensplanung die in Frage kommenden Behandlungsmöglichkeiten erläutert. Wir versuchen dabei das ganze Spektrum der organerhaltenden oder auch organentfernenden Eingriffe zu besprechen. Minimal-invasive Operationen (Bauchspiegelung) werden ebenso erläutert wie die Embolisation oder neue Ansätze in der medikamentösen Behandlung.
Ergebnisse dieser Sitzung werden in einer Empfehlung zusammengefasst und als Brief an Ihre Frauenärztin bzw. Ihren Frauenarzt weitergeleitet. Sie können also kurze Zeit nach Besuch der Myomsprechstunde mit diesen dann nochmals Rücksprache nehmen.
Haben Sie sich im Rahmen der Myomsprechstunde für eine operative Therapie entschieden oder sind andere Behandlungsversuche erfolglos geblieben, stehen grundsätzlich organerhaltende und nicht organerhaltende Verfahren (Gebärmutterentfernung) zur Verfügung.
Bei der Auswahl der Methode kommt es im Wesentlichen auf die Größe und Anzahl der Myome, die Familienplanung und Ihre Wünsche an.
Organerhaltende Operationen
Diese Verfahren kommen v.a. bei Patientinnen mit noch bestehendem Kinderwunsch und Frauen mit ausgeprägtem Wunsch nach Erhalt der Gebärmutter in Betracht. Am erfolgsversprechenden sind sie bei einzelnen, nicht zu großen symptomatischen Myomen. Je nach Sitz der Myome kann die Myomausschälung (Enukleation) durch eine Gebärmutterspiegelung (Hysteroskopie) von vaginal oder durch eine Bauchspiegelung (Laparoskopie) erfolgen. Nur in seltenen Fällen muss ein Bauchschnitt erfolgen. Wann immer möglich werden bei uns die schonenderen minimal-invasiven Operationen bevorzugt. Hierdurch werden Komplikationsrate, postoperative Beschwerden und Dauer des Krankenhausaufenthaltes deutlich reduziert.
Gebärmutterentfernung (Hysterektomie)
Bei der Gebärmutterentfernung besteht die Möglichkeit, nur den Gebärmutterkörper zu entfernen und den Gebärmutterhals zu erhalten (suprazervikale Hysterektomie), oder die komplette Gebärmutter zu entfernen (totale Hysterektomie). Außerdem gibt es auch für die Gebärmutterentfernung verschiedene Zugangswege. Die Gebärmutter kann durch die Scheide (vaginale Hysterektomie), mittels Bauchspiegelung (laparoskopische Hysterektomie), durch eine Kombination beider Verfahren (laparoskopisch assistierte vaginale Hysterektomie) und über einen Bauchschnitt (abdominale Hysterektomie) entfernt werden. Die Wahl der Methode ist u.a. abhängig von der Größe der Gebärmutter, Vorerkrankungen und Voroperationen der Patientin und der Geburtenanamnese. Auch hier werden die minimal-invasiven den offenen Verfahren, wenn möglich, vorgezogen.
Über mögliche Risiken und Komplikationen sowie die Vor- und Nachteile und den Ablauf der einzelnen Verfahren werden Sie im Rahmen der Myomsprechstunde ausführlich aufgeklärt.
Interventionell-radiologische Embolisationsbehandlung als Alternative zur operativen Behandlung bei Uterusmyomen
Einleitung
Das Verschließen von Gefäßen mit sogenannten Embolisaten ist eine seit Jahrzehnten bekannte und bewährte Technik in der Interventionellen Radiologie. Auch an der Gebärmutter wird diese Technik schon seit längerer Zeit zur Behandlung unstillbarer Blutungen angewandt. Bereits seit den 90er Jahren sammelt eine Pariser Arbeitsgruppe Erfahrungen bei der Behandlung von gutartigen Tumoren, den sogenannten Myomen. Seit 1995 wurde dieses Verfahren in mehr als 25 000 Behandlungen weltweit eingesetzt. Auch in Deutschland verfügen inzwischen verschiedene Institutionen über entsprechende Erfahrungen zur Anwendung dieses minimal-invasiven Behandlungskonzeptes. Nach den vorliegenden Erkenntnissen handelt es sich um ein effektives Verfahren, das nach erfolgreicher Anwendung in vielen Fällen eine Operation vermeidet und den Erhalt der Gebärmutter ermöglicht. Die minimal-invasive Embolisationsbehandlung des Gebärmuttermyoms erfolgt gemeinsam in Kooperation und Abstimmung zwischen Gynäkologen und interventionell tätigem Radiologen.
Die Technik
Bei der Embolisationsbehandlung wird in lokaler Betäubung der rechten oder linken Leistenregion ein Katheter von der Leistenschlagader bis an die Arterien der Gebärmutter geführt, um die Blutversorgung des Myoms darzustellen. Zum Verschluss dieser Arterien werden kleine Partikel in die Gefäße mittels eines Katheters injiziert. Die Partikel verschließen die Gefäße des Myoms selektiv, so dass durch eine verminderte Versorgung der Myome diese schließlich schrumpfen und vernarben. In den Monaten nach dem Eingriff kommt es gewöhnlich zu einer Verkleinerung der Myome bis auf die Hälfte bzw. sogar ein Viertel ihres ursprünglichen Volumens. Diese Verkleinerung reicht bei über 90 % der Patientinnen aus, um die vorhandenen Beschwerden wie Blutungsstörungen zu vermindern oder ganz zu beseitigen. Kleinere Gefäße, die zur Versorgung der Gebärmutter, aber auch der Eierstöcke notwendig sind, werden dabei geschont.
Schmerzen nach dem Eingriff
Gewöhnlicherweise treten nach diesem Eingriff deutliche Unterbauchschmerzen auf, so dass eine entsprechende Schmerzbehandlung durch Narkoseärzte angezeigt ist. Diese kann über eine von Ihnen gesteuerte Schmerzpumpe (PCA - Pumpe "Patient Controlled Analgesia") erfolgen oder wahlweise durch eine Betäubung über einen Katheter im Rückenmarkskanal (Periduralanästhesie) vorgenommen werden. Mit einer dieser Maßnahmen gelingt es fast immer, diese kurze Phase der Schmerzhaftigkeit zu beherrschen. Meist reicht es schon am nächsten Tag, leichtere Schmerzmittel in Tablettenform zu sich zu nehmen.
Komplikationen
Über weitere Risiken und Komplikationen sowie die Strahlenbelastung durch das Verfahren werden Sie in einem ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Radiologen aufgeklärt.
Ist diese Methode für Sie geeignet?
Gewöhnlicherweise werden Myome auf diesem Wege behandelt, wenn sie Beschwerden machen und eine maximale Größe von 10 - 12 cm nicht überschreiten. Liegen mehrere Myome in der Gebärmutter, sollte die Gebärmutter nicht größer als 20 - 25 cm groß sein.
Gegenanzeigen
Eine Embolisation sollte nicht durchgeführt werden, wenn die Myome sich über einen dünnen Stiel außerhalb der Gebärmutter befinden oder sie mehr als 12 cm groß sind. Ebenfalls sind die Chancen deutlich schlechter, wenn die Gebärmutter so groß ist, dass sie bereits bis an den Bauchnabel reicht. Vorsicht ist geboten bei Frauen, die sich bereits nach den Wechseljahren befinden und sehr schnell wachsende Myome aufweisen. In diesen seltenen Fällen muss auch an eine bösartige Erkrankung gedacht werden, und eine klassische Operation lässt sich dann kaum vermeiden.
Myomembolisation und Kinderwunsch
Patientinnen mit Kinderwunsch raten wir von einer Embolisation ab, auch wenn unkomplizierte Schwangerschaften nach stattgehabter Myomembolisation aus der medizinischen Literatur bekannt sind. Grund dafür ist die - wenn auch geringe - aber vorhandene Belastung durch Röntgen-Strahlen und die veränderten Durchblutungsverhältnisse an der Gebärmutter, die das Risiko auch für eine Fehlgeburt erhöhen könnten. Ausnahmen von den Empfehlungen sollten mit dem betreuenden Gynäkologen und Radiologen besprochen werden. Die derzeit vorliegenden Daten, bei denen es zu einer Schwangerschaft nach Embolisation gekommen ist, zeigen bisher kein erhöhtes Risiko. Für eine abschließende Beurteilung ist es allerdings aufgrund der geringen Fallzahl zu früh.
Wenn bei mir eine Embolisationsbehandlung erfolgen soll?
Wenn Sie sich nach der Beratung im Rahmen der Myomsprechstunde für die Embolisation als geeignetes Verfahren entscheiden, benötigen Sie vorab eine MRT-Untersuchung, um die genaue Anatomie des Unterbauchs bildgebend darzustellen. Diese wird in radiologischen Praxen durchgeführt. Es handelt sich dabei um ein „MRT des Beckens mit Kontrastmitteln mit MR-Angiographie der Beckengefäße“.
Anschließend vereinbaren Sie einen Termin in der Klinik für Radiologie. Diesen erhalten Sie unter der Rufnummer 0461 812 –1810.
Wenn Sie dann diesen Termin wahrnehmen, bringen Sie bitte die MRT-Aufnahmen unbedingt mit. Die Kollegen der Radiologie werden diese beurteilen, mit Ihnen den Eingriff im Detail besprechen und einen Termin für den Eingriff vereinbaren.
Organisatorischer Ablauf der Embolisation
Am Tag des Eingriffes kommen Sie zum vereinbarten Zeitpunkt in die Frauenklinik. Dort haben Sie für diesen und den nächsten Tag Ihr Bett. Sie werden von hier ins Institut für Radiologie begleitet. Nach dem Eingriff kommen Sie wieder in die Frauenklinik und werden im „Aufwachzimmer“ für die nächsten Stunden intensiver betreut. Dort erhalten Sie auch die Schmerzmedikamente. Sie können dann nach 6 Stunden – wenn es Ihr Befinden erlaubt - wieder auf „ihre Station“. Die Entlassung kann nach Entfernung des kleinen Verbandes in der Leiste am nächsten Tag erfolgen. Schon während der Embolisation in der Radiologie erhalten Sie einen Termin zur Nachuntersuchung.
Zu Hause
Wenn Sie wieder in Ihrer gewohnten Umgebung sind sollten Sie sich noch etwas schonen. Ihrer Tätigkeit können Sie am 3. Tag nach dem Eingriff wieder nachgehen. Sollte sich wider Erwarten eine der o.g. Komplikationen einstellen oder besteht Unsicherheit, können Sie sich gern an die Ambulanz der Frauenklinik wenden.