Gefäßchirurgische Klinik

Durchblutungsstörungen der Beine

Krampfartige Wadenschmerzen sind erste Warnzeichen

Krampfartige Schmerzen, z. B. in der Wade beim Gehen ("Schaufensterkrankheit") sollten als mögliche Warnzeichen einer arteriellen Durchblutungsstörung sehr ernst genommen werden. Bei ausgeprägten Durchblutungsstörungen können bleibende Gewebeschäden entstehen (sog. "Raucherbein"). Arterielle Durchblutungsstörungen sind sehr häufig Folge einer fortschreitenden Arterienverkalkung (Arteriosklerose). Durch Ablagerungen in der Arterienwand (Blutfette, Cholesterin, Kalk, etc.) entstehen allmählich Engstellen und Verschlüsse in den Adern (Arterien).

Im Frühstadium (Stadium I) der Erkrankung ist die Engstelle (Stenose) in der Arterie noch so gering, dass sie keine Beschwerden verursacht. Die Erkrankung wird dann meist zufälig bei einer Gefäßuntersuchung festgestellt.

Im Stadium II verspürt der Patient nach einer mehr oder weniger langen Gehstrecke belastungsabhängige Schmerzen, häufig in der Wade (seltener im Oberschenkel, im Hüft-/Gesäßbereich oder Fuß). Der verminderte Durchmesser der Arterie reduziert den Blutfluss, der dann unter der Belastung des Beines nicht mehr ausreicht. Durch die Minderdurchblutung der Muskulatur des betroffenen Beines beginnt der Patient zu hinken (unterbrochenes oder intermittierendes Hinken). Diese Art der Durchblutungsstörung wird auch Schaufensterkrankheit genannt, da der Patient stehen bleibt und die Erholungspause z. B. während der Betrachtung eines Schaufensters abwartet.

Verschlechtert sich die Durchblutung weiter, besteht bereits unmittelbare Amputationsgefahr. Die Schmerzen treten dann schon in Ruhe auf, besonders wenn die Beine flach liegen (nächtlicher oder dauernder Ruheschmerz).

Im Stadium IV führt die Durchblutungssstörung zu abgestorbenem Gewebe, meist an den Zehen, an den Knöcheln oder der Ferse. Bereits kleinste Wunden heilen nicht mehr ab sondern werden stattdessen immer größer. Durchblutungsstörungen der Beine führen jährlich in Deutschland zu ca. 30.000 Beinamputationen! Deshalb ist in den fortgeschrittenen Stadien eine sofortige spezialisierte Behandlung nötig.

Welche Untersuchungsmethoden gibt es?

Fehlende oder schwache Pulse über den Schlagadern der Beine sind typische Zeichen. Mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung können bereits Engstellen oder Verschlüsse erkannt und lokalisiert werden.

Je nach Befund und geplanter Behandlung reicht bereits die Ultraschalluntersuchung (Dopplersonografie, Duplex- oder Farbdopplersonografie) aus. Bei einer Röntgenuntersuchung der Gefäße mit Kontrastmittel (Angiografie) wird eine Schlagader (meist in der Leiste) in örtlicher Betäubung punktiert und über ein Katheter Kontrastmittel in die Gefäße eingespritzt. So werden das Innere der Gefäße und damit auch Engstellen oder Verschlüsse sichtbar.

Auch bei einer Computertomografie werden Gefäße und ihre Veränderungen erkannt. Mit der Magnetresonanzangiografie (Kernspintomografie) können Gefäße ohne Verwendung von Röntgenstrahlen mit Hilfe eines Magnetfeldes untersucht werden. Darüber hinaus gibt es noch eine Reihe an Untersuchungsmethoden (z. B. Messung des Sauerstoffdruckes im Gewebe, Betrachtung der Haargefäße im Nagelbett unter dem Mikroskop, etc.), die jeweils bei einer speziellen Fragestellung eingesetzt werden können.

Welche Behandlung ist erforderlich?

"Gehen ist das beste Medikament!" Wird der Blutstrom nur in geringem Maß eingeschränkt, oder bestehen noch ausreichend körpereigene Umleitungsgefäße (zum Beispiel bei der Claudicatio intermittens - Schaufensterkrankheit), kann ein kontrolliertes Gehtraining die Beschwerden verbessern. Fragen Sie vorher Ihren Arzt, ob nicht Erkrankungen des Herzens oder der Bewegungsorgane ein Gehtraining verbieten. Alternativ zum Gehen können Sie auch Zehenstandsübungen, Kniebeugen oder auch Radfahren anwenden. Wichtig ist: bleiben Sie mobil!

Gefäßoperationen (Ausschälung, Bypass): Kurzstreckige Engstellen oder Verschlüsse, die für eine Ballondilatation nicht in Frage kommen, werden operativ durch eine Kalk-Ausschälung und Erweiterungsplastik an den Adern korrigiert. Dabei wird in der Regional- oder Allgemeinnarkose die Schlagader freigelegt, kurzzeitig abgeklemmt und eröffnet. Die Ablagerungen und Teile der betroffenen Gefäßinnenhaut werden entfernt (so genannte Endoarteriektomie). Blutgerinnsel werden ebenfalls mit entfernt. Anschließend wird die Schlagader mit feinsten Nähten wieder verschlossen. Häufig wird dabei ein schmaler Streifen z. B. aus einer körpereigenen Vene oder Kunststoff eingenäht, um eine Raffung des Gefäßes durch die Naht oder eine Schrumpfung auszugleichen (sog. Streifenpalstik, Patchplastik). Liegen längerstreckige Veränderungen vor, wird der erkrankte Arterienabschnitt mit einem Bypass überbrückt. Für den Bypass können eine körpereigene Vene (meist die Vena saphena magna vom Bein, die z. B. bei einer Krampfaderoperation entfernt wird) oder spezielle Kunststoff-Röhren verwendet werden.

Gefäßaufdehnung (Ballondilatation, PTA, Stent): Die Ergebnisse der Ballondilatation sind am besten bei kurzstreckigen isolierten Engstellen oder Verschlüssen, z. B. im Bereich der Becken- oder Oberschenkelschlagader.

Sichern Sie den Erfolg Ihrer Gefäßbehandlung!

Trotz aller modernen Behandlungsmaßnahmen müssen Sie konsequent Ihre Risikofaktoren für die arterielle Verschlusskrankheit reduzieren. Dadurch leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum Erfolg Ihrer Gefäßtherapie. Achten Sie auf eine ausreichende Trinkmenge, halten Sie Ihr Blut flüssig. Wichtige Medikamente bei Durchblutungsstörungen sind Präparate, welche die Verklumpung von Blutplättchen hemmen (sog. Thrombozytenfunktionshemmer, z.B. Acetylsalicylsäure - ASS). Über den Einsatz solcher speziellen Medikamente wird Ihr Arzt Sie unterrichten.

Vorsicht bei Außenseitermethoden

Widerstehen Sie Versuchungen von Außenseitermethoden, deren Wert wissenschaftlich nicht belegt ist (Sauerstoff-, Ozontherapie, Eigenblut-, Frischzelltherapie oder Chelattherapie).

Weitere Informationen

Deutsche Gesellschaft für Gefäßchirurgie
Sekretariat
Luisenstr. 58 - 59
10117 Berlin
Tel. 030 2800 4390
Fax 030 2800 4399
Email: dgg.sekretariat(at)gefaesschirurgie.de
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