Myomsprechstunde
Myomembolisation
Interventionell-radiologische Embolisationsbehandlung als Alternative zur operativen Behandlung bei Uterusmyomen
Einleitung
Das Verschließen von Gefäßen mit sogenannten Embolisaten ist eine seit Jahrzehnten bekannte und bewährte Technik in der Interventionellen Radiologie. Auch an der Gebärmutter wird diese Technik schon seit längerer Zeit zur Behandlung unstillbarer Blutungen angewandt. Bereits seit den 90er Jahren sammelt eine Pariser Arbeitsgruppe Erfahrungen bei der Behandlung von gutartigen Tumoren, den sogenannten Myomen. Seit 1995 wurde dieses Verfahren in mehr als 25 000 Behandlungen weltweit eingesetzt. Auch in Deutschland verfügen inzwischen verschiedene Institutionen über entsprechende Erfahrungen zur Anwendung dieses minimal-invasiven Behandlungskonzeptes. Nach den vorliegenden Erkenntnissen handelt es sich um ein effektives Verfahren, das nach erfolgreicher Anwendung in vielen Fällen eine Operation vermeidet und den Erhalt der Gebärmutter ermöglicht. Die minimal-invasive Embolisationsbehandlung des Gebärmuttermyoms erfolgt gemeinsam in Kooperation und Abstimmung zwischen Gynäkologen und interventionell tätigem Radiologen.
Die Technik
Bei der Embolisationsbehandlung wird in lokaler Betäubung der rechten oder linken Leistenregion ein Katheter von der Leistenschlagader bis an die Arterien der Gebärmutter geführt, um die Blutversorgung des Myoms darzustellen. Zum Verschluss dieser Arterien werden kleine Partikel in die Gefäße mittels eines Katheters injiziert. Die Partikel verschließen die Gefäße des Myoms selektiv, so dass durch eine verminderte Versorgung der Myome diese schließlich schrumpfen und vernarben. In den Monaten nach dem Eingriff kommt es gewöhnlich zu einer Verkleinerung der Myome bis auf die Hälfte bzw. sogar ein Viertel ihres ursprünglichen Volumens. Diese Verkleinerung reicht bei über 90 % der Patientinnen aus, um die vorhandenen Beschwerden wie Blutungsstörungen zu vermindern oder ganz zu beseitigen. Kleinere Gefäße, die zur Versorgung der Gebärmutter, aber auch der Eierstöcke notwendig sind, werden dabei geschont.
Schmerzen nach dem Eingriff
Gewöhnlicherweise treten nach diesem Eingriff deutliche Unterbauchschmerzen auf, so dass eine entsprechende Schmerzbehandlung durch Narkoseärzte angezeigt ist. Diese kann über eine von Ihnen gesteuerte Schmerzpumpe (PCA - Pumpe "Patient Controlled Analgesia") erfolgen oder wahlweise durch eine Betäubung über einen Katheter im Rückenmarkskanal (Periduralanästhesie) vorgenommen werden. Mit einer dieser Maßnahmen gelingt es fast immer, diese kurze Phase der Schmerzhaftigkeit zu beherrschen. Meist reicht es schon am nächsten Tag, leichtere Schmerzmittel in Tablettenform zu sich zu nehmen.
Komplikationen
Über weitere Risiken und Komplikationen sowie die Strahlenbelastung durch das Verfahren werden Sie in einem ausführlichen Gespräch mit dem behandelnden Radiologen aufgeklärt.
Ist diese Methode für Sie geeignet?
Gewöhnlicherweise werden Myome auf diesem Wege behandelt, wenn sie Beschwerden machen und eine maximale Größe von 10 - 12 cm nicht überschreiten. Liegen mehrere Myome in der Gebärmutter, sollte die Gebärmutter nicht größer als 20 - 25 cm groß sein.
Gegenanzeigen
Eine Embolisation sollte nicht durchgeführt werden, wenn die Myome sich über einen dünnen Stiel außerhalb der Gebärmutter befinden oder sie mehr als 12 cm groß sind. Ebenfalls sind die Chancen deutlich schlechter, wenn die Gebärmutter so groß ist, dass sie bereits bis an den Bauchnabel reicht. Vorsicht ist geboten bei Frauen, die sich bereits nach den Wechseljahren befinden und sehr schnell wachsende Myome aufweisen. In diesen seltenen Fällen muss auch an eine bösartige Erkrankung gedacht werden, und eine klassische Operation lässt sich dann kaum vermeiden.
Myomembolisation und Kinderwunsch
Patientinnen mit Kinderwunsch raten wir von einer Embolisation ab, auch wenn unkomplizierte Schwangerschaften nach stattgehabter Myomembolisation aus der medizinischen Literatur bekannt sind. Grund dafür ist die - wenn auch geringe - aber vorhandene Belastung durch Röntgen-Strahlen und die veränderten Durchblutungsverhältnisse an der Gebärmutter, die das Risiko auch für eine Fehlgeburt erhöhen könnten. Ausnahmen von den Empfehlungen sollten mit dem betreuenden Gynäkologen und Radiologen besprochen werden. Die derzeit vorliegenden Daten, bei denen es zu einer Schwangerschaft nach Embolisation gekommen ist, zeigen bisher kein erhöhtes Risiko. Für eine abschließende Beurteilung ist es allerdings aufgrund der geringen Fallzahl zu früh.
Wenn bei mir eine Embolisationsbehandlung erfolgen soll?
Wenn Sie sich nach der Beratung im Rahmen der Myomsprechstunde für die Embolisation als geeignetes Verfahren entscheiden, benötigen Sie vorab eine MRT-Untersuchung, um die genaue Anatomie des Unterbauchs bildgebend darzustellen. Diese wird in radiologischen Praxen durchgeführt. Es handelt sich dabei um ein „MRT des Beckens mit Kontrastmitteln mit MR-Angiographie der Beckengefäße“.
Anschließend vereinbaren Sie einen Termin in der Klinik für Radiologie. Diesen erhalten Sie unter der Rufnummer 0461 812 -1810.
Wenn Sie dann diesen Termin wahrnehmen, bringen Sie bitte die MRT-Aufnahmen unbedingt mit. Die Kollegen der Radiologie werden diese beurteilen, mit Ihnen den Eingriff im Detail besprechen und einen Termin für den Eingriff vereinbaren.
Organisatorischer Ablauf der Embolisation
Am Tag des Eingriffes kommen Sie zum vereinbarten Zeitpunkt in die Frauenklinik. Dort haben Sie für diesen und den nächsten Tag Ihr Bett. Sie werden von hier ins Institut für Radiologie begleitet. Nach dem Eingriff kommen Sie wieder in die Frauenklinik und werden im „Aufwachzimmer“ für die nächsten Stunden intensiver betreut. Dort erhalten Sie auch die Schmerzmedikamente. Sie können dann nach 6 Stunden – wenn es Ihr Befinden erlaubt - wieder auf „ihre Station“. Die Entlassung kann nach Entfernung des kleinen Verbandes in der Leiste am nächsten Tag erfolgen. Schon während der Embolisation in der Radiologie erhalten Sie einen Termin zur Nachuntersuchung.
Zu Hause
Wenn Sie wieder in Ihrer gewohnten Umgebung sind sollten Sie sich noch etwas schonen. Ihrer Tätigkeit können Sie am 3. Tag nach dem Eingriff wieder nachgehen. Sollte sich wider Erwarten eine der o.g. Komplikationen einstellen oder besteht Unsicherheit, können Sie sich gern an die Ambulanz der Frauenklinik wenden.